Die „All Electric Society“ beschreibt eine Zukunftsvision, in der CO2-neutral erzeugte Elektrizität die zentrale Energieform darstellt. Durch umfassende Elektrifizierung, Vernetzung und Automatisierung aller Sektoren sollen fossile Brennstoffe ersetzt und Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden, um den Klimawandel zu bekämpfen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte und Entwicklung der All Electric Society
Die Idee einer „All Electric Society“ entstand bereits in den 1970er Jahren, gewann aber erst im Zuge der Energiewende ab 2010 an Bedeutung. Hintergrund ist das Ziel, im Kampf gegen den Klimawandel die CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern drastisch zu reduzieren und zugleich die globale Energieverfügbarkeit zu erhöhen.
Befürworter sehen die „All Electric Society“ als erstrebenswerten Zielzustand der Energiewende, der durch den Ausbau erneuerbarer Energien, Effizienzsteigerungen, Sektorenkopplung und politische Weichenstellungen erreicht werden kann. Konkrete Schritte zur Umsetzung dieser Vision zeigen sich in Forschungsprojekten, Normungsaktivitäten und Initiativen wie dem Commitment der Deutschen Kommission Elektrotechnik (DKE).
Technologische Grundlagen und Innovationen
Die technologischen Grundlagen für die Realisierung der All Electric Society sind weitgehend vorhanden. Dazu zählen insbesondere verschiedene Speichertechnologien zur Pufferung volatiler erneuerbarer Energien sowie digitale Steuerungssysteme für das intelligente Management von Erzeugung, Verteilung und Verbrauch.
Entscheidend für den Erfolg der AES sind jedoch kontinuierliche Innovationen in allen relevanten Bereichen. Dazu gehören beispielsweise effizientere Stromnetze, leistungsfähigere Batterien, smarte Sektorkopplungslösungen sowie neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen rund um die Elektrifizierung. Unternehmen wie die HARTING Technologiegruppe entwickeln zukunftsweisende Produkte wie Steckverbinder und Verkabelungslösungen, die als „Lebensadern“ die Sektoren in der AES verbinden.
Um Innovationen zu beschleunigen, bedarf es branchenübergreifender Kooperationen und eines „Boosted Innovation Loop“ als neues Leitbild. Dieser fördert den schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Lösungen. Zudem müssen internationale Standards und Normen an die Erfordernisse der AES angepasst werden, um Interoperabilität und Skalierbarkeit zu gewährleisten.
Rolle der Digitalisierung und Automatisierung
Digitalisierung und Automatisierung spielen eine Schlüsselrolle für die Realisierung der All Electric Society. Durch den Einsatz moderner IT-Systeme und Vernetzungstechnologien lassen sich Energieflüsse intelligent steuern, Effizienzpotenziale heben und neue Geschäftsmodelle ermöglichen.
Beispielsweise können Unternehmen mithilfe von Industrie 4.0-Lösungen ihre Produktionsprozesse flexibilisieren, den Energieverbrauch optimieren und die Auslastung erneuerbarer Energien erhöhen. Auch im Verkehrssektor tragen Digitalisierung und Automatisierung dazu bei, den Energiebedarf zu senken, etwa durch autonomes Fahren und intelligentes Flottenmanagement.
Gleichzeitig erfordern die neuen Technologien auch Anpassungen bei Normen, Standards und Sicherheitskonzepten. Insgesamt wird die Digitalisierung als Schlüsselfaktor gesehen, um die Transformation hin zu einer All Electric Society zu beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu stärken.
All Electric Society Park
Der All Electric Society Park von Phoenix Contact in Blomberg macht die Vision einer nachhaltigen Zukunft mit erneuerbaren Energien für alle erlebbar. In dem frei zugänglichen Park können Besucher an rund zehn interaktiven Stationen entdecken, wie elektrische Energie gewonnen, gespeichert, verteilt und effizient genutzt werden kann. Highlights sind unter anderem große Solartracker, ein Windtree, ein Batteriecontainer zur Speicherung, eine begehbare Windgondel sowie digitale Modelle, die live Energiedaten aus dem Park visualisieren. Ziel ist es, anschaulich zu zeigen, wie eine Welt mit 100% grüner Energie dank bereits vorhandener Technologien Wirklichkeit werden kann.
All Electric Society Alliance
Die All Electric Society Alliance ist ein im Mai 2023 gegründeter Zusammenschluss von Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung, um gemeinsam die Vision einer nachhaltigen, elektrifizierten Zukunft voranzutreiben. Zu den Gründungsmitgliedern zählen u.a. die Westsächsische Hochschule Zwickau, Unternehmen wie Phoenix Contact, Volkswagen Sachsen, Stadtwerke Jena, enersis suisse AG sowie die Stadt Zwickau.
Ziel der Allianz ist es, durch Kooperation und Bündelung von Kompetenzen die Potenziale der All Electric Society bestmöglich zu nutzen, existente Lösungen effizienter einzusetzen und den Wissenstransfer zu beschleunigen. Dabei sollen Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel, Ressourcenknappheit und gesellschaftliche Akzeptanz gefunden werden. Die Partner wollen zudem die Sektorkopplung in der Praxis demonstrieren, wie etwa im Projekt JenErgieReal zur nachhaltigen Strom- und Wärmeversorgung von Städten.